Im April 2023 hiess es: Abschied nehmen von Marokko. Nach Monaten voller Sand, Sonne, Regen, Schnee, Schraubenschlüsseln und Kabelbindern beendeten wir unsere Reise – und tauchten wieder ein in die Schönheit unserer Heimat, der Schweiz. Zwei Jahre sind seither vergangen, ein Jahr länger als ursprünglich geplant. Aber nun alles von Beginn an.
Zurück in der Schweiz nahmen wir uns die Zeit für eine Standortbestimmung und ein bisschen Selbstreflexion und zogen Bilanz. Klar wurde: Für längere Reisen, wie die Panamericana, die in unseren Köpfen herumgeisterte, brauchten wir mehr Wohnkomfort. Nicht nur wegen möglicher Krankheiten, sondern auch wegen unserer ganz eigenen Biorhythmen – Marcel, der Frühaufsteher, und ich, die bekennende Langschläferin. Die Lösung? Weniger Hardcore-Offroad, dafür mehr Gemütlichkeit. Dennoch, die Wüste muss weiterhin möglich sein.
Und weil wir schon beim Planen waren: Das US-B2-Visum haben wir uns auch gleich gesichert. Mehrfache Einreisen, jeweils bis zu sechs Monate Aufenthalt – das Tor zu neuen Abenteuern steht offen.
Also auf nach Bad Kissingen zur Messe „Abenteuer Allrad“. Ein Schlaraffenland für alle, die mit Fernweh im Herzen unterwegs sind. Wir wollten sehen, was der Markt so hergibt – und vielleicht den perfekten Reisebegleiter für unsere neuen Komfortansprüche finden.
Vorher ging es aber noch auf eine zweiwöchige Bretagne-Tour mit meinem Schwesterherzchen Nicole. Sie im VW-Büsli, wir im Troopy – auf kleinen Landstrassen, vorbei an pittoresken Dörfern und versteckten Campingplätzen, die direkt aus einem französischen Bilderbuch stammen könnten. Eindrücke von dieser herrlichen Reise findest du in der Fotogalerie: Frankreich - Deutschland 2023.
Und dann war sie da – die Abenteuer Allrad Offroad-Messe 2023 in Bad Kissingen. Ein wahres Eldorado für Overlander. So viele Fahrzeuge, so viele Möglichkeiten – und mittendrin: unser Traumauto. Ein Ford Ranger mit fester Kabine, kompakt, wendig, und ganz wichtig – unter 3,5 Tonnen. Genau das, was wir suchten. Es war Liebe auf den ersten Blick.
Kurz darauf besuchten wir den Fahrzeugausbauer, unterschrieben den Vertrag und freuten uns wie Kinder auf Weihnachten: Herbst 2024 sollte unser neuer Reisegefährte kommen. Der Plan war klar, der Traum greifbar. Doch dann kam der Juli 2024 – und mit ihm die grosse Ernüchterung. Das vertraglich vereinbarte Fahrzeug, für uns nicht mehr verfügbar???!!! Keine Vorabinformation, keine Erklärung, einfach nichts. Stattdessen bot man uns den Bau eines neuen Reisefahrzeuges an. Wir standen da, fassungslos. Die Welt drehte sich weiter, aber wir brauchten einen Moment, um wieder mitzukommen.
Wir liessen uns auf Gespräche ein, denn man offerierte uns eine spannende Version: Das neue Fahrzeug sollte auf über 3,5 Tonnen aufgelastet werden können. Mehr Zuladung, mehr Möglichkeiten – aber auch mehr Verantwortung. Als Schweizer bedeutete das: C1-Führerschein. Also ran an den Gesundheitscheck, Theoriekurs, Theorie-Prüfung, Fahrstunden, praktische Prüfung – alles mit Zeit, Geld und Nerven bezahlt. Aber wir zogen es durch. Denn der Traum war noch nicht gestorben.
Was danach geschah, würde den Rahmen dieses Blogbeitrags sprengen. Nur so viel: Wir werden uns vor Gericht wiedersehen. Und ja – es tat unbeschreiblich weh. Denn solche Fahrzeuge kauft man nicht einfach wie ein Paar Wanderschuhe. Sie werden geplant, gebaut, erwartet. Und die Wartezeit? Zwei bis vier Jahre. Lebenszeit, die man nicht zurückbekommt – erst recht nicht, wenn man nicht mehr ganz so taufrisch ist.
Und doch: Wir haben ihn gefunden. Unser neues rollendes Zuhause. Ein Iveco Daily 4x4 mit fester Wohnkabine. Sein Name? Wiloo – gesprochen «Wiluu». Warum? Weil er vom Fahrzeugbauer Wilde stammt, manchmal wild ist, aber auch so gemütlich ist wie Baloo, der Bär. Eine perfekte Mischung aus Abenteuer und Kuschelfaktor.





Wir durften Wiloo bereits ein paar Mal testen – wenn auch nur kurz – und was soll ich sagen? Wir lieben uns. Gegenseitig. Jetzt sind wir endgültig mit Wiloo gestartet. Erstmal bleiben wir noch eine Weile in Deutschland, gönnen ihm ein bisschen Verwöhnprogramm, testen seine Offroad-Tauglichkeit… und dann, ja dann, kommt leider noch ein unangenehmes Kapitel; Justitia soll es richten. Alles weitere später.