Ein Bollwerk für Wiloo – so nannte Marcel den Termin in Wedel an der Elbe. Kein mittelalterliches Gemäuer, sondern eine moderne Alarmanlage sollte unser rollendes Zuhause zukünftig schützen. Alarmanlage, ja richtig gelesen. Und nein, wir sind seit der Reise mit Troopy nicht ängstlicher geworden. Aber Wiloo bietet Platz, und Platz will gefüllt werden. Und wir haben unser Bestes gegeben. Mit jedem verstauten Gegenstand wuchs unsere Inventarliste und – dank Marcels akribisch ausgefüllter Excel-Liste – auch unser Staunen über die resultierende Geldsumme. Gedanken kamen auf: Was ist, wenn mal eingebrochen wird oder noch schlimmer, wenn ein Fahrzeugbrand unser rollendes Zuhause zerstört. Typisch schweizerisch entschieden wir uns, dass wir dieses Risiko versichern möchten.
Doch Fehlanzeige: Ohne festen Wohnsitz winkten alle Versicheurngsgesellschaften ab. Unser Versicherungsagent kämpfte, telefonierte, verhandelte – und kapitulierte schliesslich mit knirschenden Zähnen. Deshalb beschlossen wir, die «eingesparten» Prämien in Technik zu investieren: In eine Alarmanlage mit zusätzlicher Wegfahrsperre, mehr können wir nicht vorkehren. Desweitern installierte Marcel Rauch- und Wassermelder.
Ich kann berichten, dass alles einwandfrei funktioniert. Ich hatte alles – wenn auch unbeabsichtigt – an einem Tag ausgetestet.* Wie geht das? Am Ende unserer ersten Etappe in Deutschland, kurz vor dem Eintreffen auf dem Stellplatz in Ladenburg, hörte ich einen hohen schrillen Ton. Da ich die Geräusche und Töne von Wiloo noch nicht richtig einordnen konnte und zudem Marcel den Ton nicht hörte, wähnte ich mich kurz im akuten Tinnitus. Als wir beim Stellplatz einfuhren, verfolgten uns die Blicke der anderen WoMo-Besitzer. Als wir ausstiegen, wussten wir auch weshalb. Der unüberhörbare schrille Ton kam aus unserer Wohnkabine. Ich schon am Hyperventilieren. Marcel wie immer stoisch ruhig, suchte den Ursprung der Misère. Der Übeltäter war der Wassermelder, der in den Sitztruhen bei den grossen Wassertanks am Boden platziert war. Marcel fand dort ein paar Tropfen Wasser, eigentlich kaum der Rede wert. Dennoch fragten wir uns, woher dieses Wasser kam. Vor unsere Abreise Richtung Deutschland hatten wir uns die Mühe gemacht, das alte Restwasser aus unseren zwei grossen Wassertanks mit Total 280 Liter Frischwasser abzupumpen und zu reinigen. Und wie es sich nun herausstellte, verschloss ICH die Tanks nicht ordentlich. Beim Fahren schwappte das Wasser der wiederum aufgefüllten Tanks hin und her und fand so den Weg zum Wassermelder. Die Freude von Marcel über meine Arbeitsqualität hielt sich in Grenzen. Ich hingegen war beruhigt, dass die Wassermelder auch tatsächlich funktionieren. Auch den Rauchmelder testete ich noch am selben Abend. Meine Steaks mit Bratgemüse waren köstlich, doch der Rauchmelder fand sie weniger charmant. Wieder schrillte es über den ganzen Platz, wieder flatterte ich wie ein kopfloses Huhn umher, und wieder drückte Marcel seelenruhig den Knopf am Rauchmelder und Ruhe herrschte. Nach diesem Abend kannte uns jeder. Wer den Lärm erfunden hat? Die Schweizer natürlich.
Zwischenzeitlich habe ich herausgefunden, dass ich eigentlich einen Dampfabzug habe. Nein, nicht einen richtigen. Aber wir haben den MaxxFan, er ist mehr als ein Ventilator. Heutzutage öffne ich leicht das Fenster bei der Kochstelle und lasse den MaxxFan hochtourig laufen. Seitdem bleibt die Küche rauchfrei, und die Nachbarn verschont.
Unsere Reise führte uns weiter Richtung Norden über Seehausen, Lauenburg an der Elbe nach Wedel.
Seehausen, eine Kleinstadt in der ehemaligen DDR, empfing uns mit einem parkähnlichen Stellplatz – sehr idyllisch gelegen. Doch die Ortschaft selbst wirkte auf mich wie ein Schatten ihrer Vergangenheit. Geschlossene Geschäfte, marode Häuser. Kaum Menschen auf den Strassen. Ein Ort, fast schon ein Lost Place, in dem die Zeit stillzustehen scheint. Der triste Eindruck war sicher auch noch dem schlechten regnerischen Wetter geschuldet.

Die nächste Kleinstadt war Lauenburg an der Elbe. Obwohl das Wetter hier auch miserabel war, konnte ich mir sehr gut vorstellen, dass die Altstadt von Lauenburg bei schönem Wetter und erst recht im Sommer sehr attraktiv sein könnte.

Über Hamburg ging es für uns weiter nach Wedel. Wedels wohl bekannteste Attraktion ist das «Willkomm Höft».
«Willkommen in Hamburg, wir freuen uns, Sie im Hamburger Hafen begrüssen zu dürfen.» So schallte es mehrmals täglich über die Elbe, wenn ein grösseres Schiff das Willkomm Höft passiert. Am Willkomm Höft am Schulauer Fährhaus werden alle ein- und auslaufenden Schiffe mit einer Vermessung von über 1000 Grosstons mit ihrer Nationalhymne und in ihrer jeweiligen Landessprache begrüsst. Und das bereits seit Juni 1952. Da das Willkomm Höft sogar in den Seekarten eingetragen ist, wissen die Seeleute in aller Welt, wo Wedel liegt.
Während Wiloo seine bzw. unsere Alarmanlag erhielt, nächtigten wir wieder einmal in einem Hotel, erkundeten Wedel, verwöhnten uns mit unseren heiss geliebten Fischbrötchen und schauten dabei den vorbei defilierenden riesigen Containerschiffen zu.

* Regelmässige Leser wissen, dass Jacqueline gerne alles austestet… So geschehen schon im Jahr 2022 in Dänemark kurz vor der Verschiffung mit unserem Troopy nach Island: Jacqueline will sich fürs Abendessen an Bord eine Bluse aufbügeln, schliesst das Bügeleisen an und schon knallt es, und wir haben keinen Strom mehr im Troopy. Aber die Odyssee zur Lösung dieses Problem ist eine eigene Geschichte, nachzulesen in diesem Blogbeitrag.










































