Krank - Auch das gehört zum Reisen

Wir machten Zwischenstopps in den wunderbaren Wüstenstädten Tata, Foum Zguid und Zagora. Begleitet von herrlichem Wetter. Einziger Wehmutstropfen war meine hartnäckige Erkältung.

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Jacqueline
Über mich

Zwei Wochen lang genossen wir die Idylle in Tafraoute. Auch hier hätten wir es wiederum länger ausgehalten, aber wir wussten, dass Marokko noch viel zu bieten hatte.

Durch unglaublich gigantische Schluchten, in deren Tälern eine üppig grüne Oase auf die andere folgte, fuhren wir Richtung Süden zu unserem nächsten Halt nach Icht.

Nahe der Oase Icht machten wir einen länger als geplanten Aufenthalt im Traveller-Treffpunkt Borj Biramane. Wie ich bereits im vorigen Reisebericht erwähnt hatte, gab mir Marcel grosszügigerweise seine Husten-Grippen-Viren weiter. Ich litt phasenweise an Fieberschüben, begleitet von einem starken und kräftezehrenden Husten. Also entschieden wir uns, mir die nötige Ruhe zu geben, um mich zu kurieren. Leider trat keine schnelle Besserung ein. Ausserdem ging auch unsere stets gut gefüllte Hausapotheke zur Neige, denn auch Marcel benötigte zuvor schon das eine oder andere Hausmittelchen. Welche er allerdings nur mit grossem Widerstreben seinerseits und grosser Überredungskunst meinerseits einnahm. Aber bei Marcel halfen die Medikamente, bei mir leider nicht. Im Gegenteil, es ging mir von Tag zu Tag schlechter.

Traveller-Treffpunkt Borj Biramane
Ausruhen ist angesagt.
Aussicht vom Krankenbett
❤️🥰
Inhalieren zum Ersten
Suppe für die Kranken
Währschaftes Gericht für die Gesunden
Trotz Krankheit - Freude am Leben haben!

Wir entschieden uns daher, in die nächstgrössere Stadt zu reisen, um unsere Hausapotheke wieder aufzufüllen. Entlang schräg geschichteter Wüstenberge – die mich an meine selbstgebackenen Marmorkuchen von früher erinnerten – fuhren wir Richtung Osten nach Tata.

Auf dem Weg nach Tata - Schau mir in die Augen, Kleines
Im Vordergrund typischer marokkanischer Friedhof
Marmorberge

Tata ist eine Oasenstadt mit etwa 20’000 Einwohnern südlich des Anti-Atlas. Der Anblick von üppigem Grün - dank den bewässerten Anbauflächen in den Monaten Januar bis März - war herrlich. Dort angekommen suchten wir sofort eine Apotheke auf und deckten uns mit den üblichen Grippe-Medikamenten ein. Während ich mich weiter in einer traumhaften Umgebung pflegte, erkundete Marcel die Umgebung auf eigene Faust.

In den Wasserläufen der Oase der Gemeinde Tata ist das Waschen von Fahrzeugen, Fahrrädern, Kleidung und Matratzen verboten!!!

Trotz Ruhe ging es bei mir gesundheitlich nicht bergauf. Bis anhin konnte ich mich stets auf meinen Körper verlassen, irgendwann kriegte er immer wieder die Kurve. Aber diesmal schien er mich im Stich zu lassen. Marcel versuchte mich mehrmals zu motivieren, einen Arzt oder ein Spital aufzusuchen. Diesmal bockte ich, ich wollte einfach nicht. Ich wollte endlich in die von mir so sehr ersehnte Sahara. Ich wollte endlich in die Wüste «Erg Chegaga».

Aufstocken der Hausapotheke
Ingwer für den Tee
Inhalieren zum Zweiten ...
unter herrlichen Palmen
Hauptplatz von Tata
Wunderbare und
zum Teil auch gesellschaftskritische Gemälde an den Hausfassaden

Also fuhren wir trotz meines schlechten Gesundheitszustands weiter nach Foum Zguid. Foum Zguid ist der westliche Zugangsort zur Wüste. Wir beabsichtigten, dort all unsere Vorräte aufzufüllen, damit wir einige Tage in der Wüste verweilen könnten. Aber einmal mehr – mit meiner Gesundheit ging es stets bergab. Zwischenzeitlich hörte ich auf dem rechten Ohr nichts mehr und auch das Hörvermögen auf dem linken Ohr war am Schwinden. Mein Verdacht war eine bakterielle Infektion der Nasen-Nebenhöhlen. Ich brauchte unbedingt Antibiotika.

Der Besitzer des Campingplatzes organisierte für mich einen Termin im lokalen Medical-Center. Er fuhr uns dorthin und wartete auf uns, bis die Konsultation vorbei war. Alles lief wie am Schnürchen. Keine Wartezeit und kaum 15 Minuten später stand ich in der lokalen Apotheke mit einem Antibiotika-Rezept. Und ehrlich gesagt, einmal mehr war ich von der Herzlichkeit der lokalen Bevölkerung überwältigt. In der Apotheke liess man mir - es war ja offensichtlich, dass ich eine Touristin war - den Vorrang, obwohl mehr als 10 Personen in der Warteschlange standen. Dann wollte der Besitzer des Campingplatzes partout keine Entlöhnung für die Organisation des Arzttermins, seinen Taxidienst und seine Wartezeit. Im Gegenteil, er war fast schon beleidigt, als ich ihm etwas zustecken wollte. Als ich ihm sagte, er solle das Geld in die Weiterbildungskasse seiner Kinder legen, konnte er endlich unseren Unkostenbeitrag akzeptieren. Und, der Arzttermin war kostenlos - nicht nur für die lokale Bevölkerung, auch für die kranken Touristen. Was soll man dazu sagen. Die Ärztin empfahl mir, ein paar Tage zuzuwarten, bis die Antibiotikabehandlung anschlagen sollte. Sollte dies nicht zutreffen, empfahl sie mir, ein Bezirksspital aufzusuchen. Die nächsten Bezirksspitäler wären in Tata - von wo wir kamen - oder Zagora wohin wir erst nach der Wüstendurchquerung gehen wollten. Marcel schaute mich bei der Bemerkung der Ärztin mit einem süffisanten Blick an. Jaaa, er hatte ja recht, in Tata - wo wir noch vor ein paar Tagen gewesen waren - hätte es ein Spital gehabt. Aber ich brauchte ja kein Spital, denn es wird mir ja dank der Antibiotika-Behandlung in Kürze besser gehen. Dachte ich.

Auf dem Weg nach Foum Zguid

Eine Woche später – immer noch in Foum Zguid - mein Zustand war stabil schlecht. Manchmal schleppte ich mich ins Dorf, oder wir erkundeten die alte, sich im Zerfall befindende Altstadt von Foum Zguid. Für mehr Aktivitäten fehlte mir die Kraft.

Ein weiterer herrlicher Campingplatz
Trotz warmen Temperaturen, war es mir kalt
Essen geht immer, auch bei Krankheit ...
und auch Spass haben. Ein Besuch beim Coiffeur, den ich nie vergessen werde.
Der Figaro wickelte sich extra zum Schneiden seinen Touareg-Schal um.
Auch Marcel musste Haare lassen.
Wäschetrocknen - Andere Länder, andere Sitten
Ehemalige Stadt von Foum Zguid
Alte Türschlösser
Typischer Aufbau der Berberdecken: Holzkonstruktion, dann Stroh und Abschluss mit Lehm
Überdeckte Verbindungen zwischen den Häusern

So entschieden wir, uns anstatt in die Erg Chegaga in die Provinzstadt Zagora zu begeben, um dort ein Spital aufzusuchen. Auch im Regionalspital Zagora wurden wir bevorzugt behandelt. Wir mussten kaum warten, der behandelnde junge Arzt war äusserst kompetent – ich schäme mich noch heute dafür, dass ich daran zweifelte – verordnete mir ein anderes Antibiotikum und ein kortisonhaltiges Medikament. Auch diese Konsultation war wiederum kostenlos.

Obwohl wir gerne darauf verzichten könnten, gehört auch das Kranksein zum Reisen. Bereits in Island mussten wir einmal ein Spital für eine Abklärung aufsuchen und nun also auch in Marokko wieder. Wir waren beide Male von den kompetenten Behandlungen und den absolut unbürokratischen Abläufen positiv überrascht. Obwohl wir für solche Eventualitäten bestens versichert wären, mussten wir bis heute nie auf unsere Krankenversicherung zurückgreifen.

Am nächsten Tag ging es mir dank der richtigen Behandlung bereits deutlich besser. Endlich war die Zeit gekommen, die Fahrt in die Wüste Erg Chegaga in Angriff zu nehmen

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