Schlechtwetter

Begleitet vom Regen flüchteten wir vom Süden in den Norden Marokkos. Zudem lief unsere Aufenthaltsbewilligung ab. Konnten wir vielleicht doch noch länger in Marokko bleiben?

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Jacqueline
Über mich

OMG 😦, hatte es in dieser Nacht geschüttet! Wetterbedingt hatten wir unseren Wüstenaufenthalt in der Erg Chegaga vorzeitig abgebrochen und waren wieder in Foum Zguid gelandet. Es war ein schöner Abend und der kräftige Wüstenwind war hier nicht mehr so stark spürbar. Hier genossen wir den Abend in Gesellschaft eines sehr sympathischen Landesgenossen. Noch im Verlauf des gemütlichen Abends begann es jedoch wieder zu regen und am folgenden Morgen goss es immer noch wie aus Kübeln. Der trockene Sandboden hatte sich inzwischen in sumpfigen Schlamm verwandelt. Unser Troopy-Innenraum sah aus, als wäre er in den Genuss einer Fango-Behandlung gekommen. Aber ein Putzen wäre in dieser Situation vergebene Liebesmüh gewesen.

Bereit für einen gemütlichen Abend
Alles wurde eingepackt. Flucht war angesagt. Es reichte nicht einmal mehr, das Geschirr abzuwaschen!

Gerne wären wir noch etwas länger in Foum Zguid geblieben, entschieden uns aber, den Süden Marokkos zu verlassen, da die Wettervorhersage weiteren, starken Dauerregen angekündigt hatte. Ein weiser Entscheid, wie wir einige Tage später über Social-Media von «gestrandeten» Reisenden erfahren sollten. Ein Durchkommen auf der Ost-West-Verbindung im Süden Marokkos war nicht mehr möglich. Für uns kaum vorstellbar, aber tatsächlich waren die unzähligen, sonst ausgetrockneten Flussläufe, die man auf dieser Strecke immer wieder durchqueren musste, von reissendem Wasser geflutet. In solchen Situationen sind selbst die 4x4-Unterstützung und der Schnorchel, der das Ansaugen von Wasser verhindert, wenig hilfreich. Das Einzige, was man unter solch widrigen Umständen machen kann, ist, sich in Geduld zu üben und abzuwarten, bis sich die Lage entspannt hat. Wir entschieden uns für die «Flucht» Richtung Norden, denn dort sollte der Regen etwas moderater sein. Ausserdem lief unsere 3-monatige Aufenthaltsbewilligung für Marokko in drei Wochen aus, was eine Ausreise aus diesem wunderbaren Land bedeutete. Erneut fuhren wir über die Wüstenstadt Zagora hinein in den Hohen Atlas nach Boumalne Dadès. Dauerregen begleitete uns und je weiter wir in den Hohen Atlas eintauchten, umso mehr verwandelte sich der Regen in Schnee. Dies war so richtig cool. Uns war schon bewusst, dass man manchmal in Marokko in den Wintermonaten an gewissen Orten Skifahren kann. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir aber Marokko eher mit Hitze und Wüste assoziiert. Auf dem Weg nach Boumalne Dadès trafen wir auf Marokkaner, die sich ebenfalls am Neuschnee erfreuten. Sie lieferten sich ausgelassene Schneeball-Schlachten.

Langsam ging es in den Hohen Atlas

Boumalne Dadès ist das Tor zur gigantischen Dades Schlucht. Um am Ende der Schlucht weiter nach Norden zu gelangen, müsste man eine nicht-asphaltiere Passpiste befahren – der Kulminationspunkt liegt bei ca. 2900 Metern ü. Meer. Bei diesen Wetterbedingungen nicht empfehlenswert. Deshalb entschieden wir uns, den Weg weiter östlich über die Todra Schlucht zu nehmen. Wir blieben nur für eine Nacht Boumalne Dadès. Es war eisig kalt. Selbst im Restaurant, in welchem wir das Abendessen und Frühstück einnahmen, war Väterchen Frost zugegen. Da schaffte auch der laufende Warmluftbläser kaum Abhilfe. Einmal mehr waren wir um unsere Standheizung und die herrlich warmen Daunenschlafsäcke froh.

Hübsches Restaurant in Boumalne Dadès
Aber kalt war es!
Auch am nächsten Morgen, warme Kleidung war angesagt
und ein fürstliches Frühstück 🥰
Auf der Fahrt Richtung Todra Schlucht
Todra Schlucht

Am nächsten Tag fuhren wir weiter in den Hohen Atlas hinein und passierten dabei zahlreiche kleine Dörfer. Die Dorfbewohner hielten sich trotz der tiefen Temperaturen meistens draussen auf. Bei dieser eisigen Kälte trugen sie mehrere Schichten Kleider und kauerten im Windschatten ihrer Hauswände. Die Kinder waren am Spielen – hauptsächlich Fussball. Wir hatten gelesen, dass der Hohe Atlas zu den ärmsten Regionen Marokkos gehört. Die Menschen sind hauptsächlich Selbstversorger. Den Überschuss ihrer landwirtschaftlichen Erzeugnisse verkaufen sie an den lokalen Märkten. Diese Armut bekamen wir auch etwas zu spüren, vor allem durch die Kinder. Schon von weitem hörten die Kinder das Motorengeräusch unseres Autos und strömten in Scharen Richtung Strasse, stellten sich uns in den Weg und bettelten. Sie bettelten um Geld, Süssigkeiten und auch um Fussbälle. Wir wurden bereits früher von Marokkanern gebeten, dem Betteln nicht nachzugeben. Obwohl im Islam das Betteln für Almosen seinen Platz hat, wird das Betteln bei den Touristen nicht toleriert. Es wurde uns gesagt, dass die Kinder in der Schule immer wieder sensibilisiert werden, dass sie dies nicht tun sollen. Aber man kann es ja versuchen. In uns löste dieses Betteln beklemmende Gefühle aus, sind es doch Kinder. Aber selbst, wenn wir ihnen hätten eine Freude machen wollen und ihnen z.B. Fussbälle verteilt hätten, wir wären nie allen gerecht geworden. So winkten wir den Kindern zu und schenkten ihnen ein Lächeln. Leider geschah es trotzdem, dass wir von ihnen das eine oder andere Mal einen «Stinkefinger» zu sehen bekamen. Später hörten wir von anderen Reisenden, dass ihr Auto sogar mit Steinen beworfen worden war. Diese Reaktion überraschte uns, denn einerseits wird der Hohe Atlas touristisch weniger stark frequentiert und andererseits erlebten wir bis anhin die Marokkaner als warmherzige und sehr liebenswürdige Menschen.

Fahrt weiter in den Hohen Atlas

Wir übernachteten ausserhalb der Kleinstadt Imilchil in einer kleinen Auberge. Wiederum wurden wir mit einem herrlich wärmenden Abendessen und am nächsten Morgen mit einem fürstlichen Frühstück verwöhnt. Zu unserer grossen Freude hatte es in der Nacht leicht geschneit. Uns bot sich dadurch eine märchenhafte Kulisse.

Willkommenstee in der Auberge Amskou
Blick aus unserem "Schlafzimmer"
Es hat in der Nacht geschneit 🌨️❄️
Tiefsttemperatur in der Nacht - 1,8 Grad Celsius
Verschneiter Troopy ☃️
Märchenlandschaft

Auf unserem weiteren Weg Richtung Norden verliessen wir langsam den Hohen Atlas. Die Landschaft wurde grüner, denn dort hielt bereits langsam der Frühling Einzug. Die Bevölkerungsdichte nahm zu und wir trafen des Öfteren auf das emsige Treiben an den wöchentlichen Märkten. Uns wurde gesagt, dass die marokkanische Landbevölkerung jeden Tag arbeitet – auch freitags, an welchem die meisten Marokkaner die Moschee zum Gebet aufsuchen. Einzige Ausnahme ist der Tag des wöchentlichen Souks. Diese Souks auf dem Lande sind für die lokale Bevölkerung von grosser Bedeutung. Die Marokkaner verkaufen dort ihre Waren und decken sich mit allem ein, was sie fürs Leben brauchen. Auch wickeln sie dort Geschäfte ab, schliessen Verträge, treffen Verwandte und Freunde und lernen sich dort kennen. Ein Treffpunkt für alles, inklusive Heiratsmarkt.

Zwischenstopp in der Stadt Fès. Das Wetter war angenehm, es regnete nicht mehr. Wir blieben länger. Fès ist mit rund einer Million Einwohnern die drittgrösste Stadt Marokkos. Sie ist die älteste der vier Königsstädte des Landes.  In der Altstadt von Fès befindet sich ein lebendiger Souk, der in verschiedene Bereiche eingeteilt ist. Dort findet man den Holz-, Keramik-, Metall- und auch den Leder-Souk. Wegen der enormen Enge gibt es keine Autos in der Medina. Einige Gassen und Passagen sind nur 50 cm breit. Zudem ist dieser Souk ein wahrhaftiger Irrgarten. Uns wurde empfohlen, dass wir für die Besichtigung einen lokalen Führer nehmen sollten. Zum einen, um sich im Souk nicht zu verirren und zum anderen, um die hartnäckigen Verkäufer abzuwehren. Wir entschieden uns, die Stadt selbständig zu erkundigen. Was im Nachhinein – für mich wenigstens –ein grosser Fehler war. Wir wurden von den doch recht aggressiven Verkäufern bedrängt, gingen in die Fänge eines jungen «Schleppers» und fanden kaum noch aus dem Labyrinth des Souks heraus. Meine Nerven lagen nach zwei Stunden blank, ich wollte nur noch so schnell wie möglich raus. Raus aus diesem Gewimmel, raus aus dieser Stadt, weg von den unmöglichen Verkäufern. Aber, man lernt ja nie aus. Das nächste Mal nehmen wir uns einen Führer und geben der doch sicher wunderbaren Stadt Fès nochmals eine Chance.

Fès
Ledergerberei

Weiter ging es nach Chefchaouen. Auf dem Weg dorthin genossen wir die unbeschreiblich grosse Weite der Hügellandschaft, die mich an die Hügelzüge des Westjordanlandes erinnerten.

Wir genossen ein paar herrliche Tage in der blauen Stadt Chefchaouen. Obwohl sehr touristisch, gefiel uns die blaue Stadt. Hier konnten wir in der Kleinstadt richtig schlendern, ohne bedrängt zu werden. Natürlich versuchten die Verkäufer auch hier ihre Waren feilzubieten, aber diesmal auf eine sehr sympathische Art und Weise.

Chefchaouen

Wie sollte es anders sein, es kündigte sich erneut eine weitere Schlechtwetterfront an. Wir entschieden uns daher, eine kleine Wohnung oberhalb von Chefchaouen zu mieten. Auf der Fahrt dorthin waren wir oft unsicher, ob wir den richtigen Weg eingeschlagen hatten. Der Weg war ungeteert, steil und sehr eng. Aber wir waren richtig und wurden mit einer grandiosen Aussicht auf die Stadt Chefchaouen belohnt. In dieser bezaubernden kleinen Wohnung verbrachten wir die Regentage. Wir genossen die Ruhe und wurden auch hier von den Vermietern liebevoll umsorgt.  

Unsere Miet-Wohnung für ein paar Tage
... und wieder ein Willkommenstee 🥰
Blick aus dem Fenster
Feines Linsengericht
Bereit für das Frühstück
Herrlicher Blick auf Chefchaouen
Es regnet wieder einmal ☔

Nach einem Kurzstopp in der spanischen Enklave Ceuta – wo wir bei der erneuten Einreise nach Marokko eine weitere Aufenthaltsbewilligung für drei Monate erhielten – erfreuten wir uns an der herrlichen Frühlingsstimmung der marokkanischen Mittelmeerküste.

👍🏻🍾🥂
Frühling am Mittelmeer
Zutrauliche, liebenswürdige und respektvolle streunende Hunde. Gerne hätten wir sie alle mitgenommen ❤️
Als Dank für das Füttern zeigte uns diese Hunde-Mutter ganz kurz ihre zwei Welpen und führte sie danach wieder zurück in ihr Versteck 🥰
❤️❤️❤️
Tajin
Der Fisch wurde von uns ausgesucht und bereits wurde er zubereitet
Warten aufs Essen
Sooo gut !!!
Es gab ein Erdbeben - Bergrutsch
Wunderbare Abendstimmungen
Weiter entlang der Mittelmeerküste
Frühling 🌺🌹🌼🪷
Spaziergang entlang eines Bachbettes

Mehr als ein Monat war es her, seit wir den Süden Marokkos - der uns in seinen Bann gezogen hatte -verlassen hatten. Nun waren wir im Norden angekommen und hatten wieder genügend Zeit erhalten, Marokko weiter zu erkunden. Unser nächstes Ziel lag wiederum im Süden. Es zog uns noch einmal in die Wüste - genauer in die bekanntere und touristischere Wüste der Erg Chebbi.

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