Stürmische Ostfjorde – Bezaubernde Gletscherlagunen

Austurland und Suðausturland, die Regionen mit den Ostfjorden und gigantischen Gletscherzungen. So abwechselnd und imposant diese Gebiete sind, so abwechselnd und imposant war das Wetter.

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Jacqueline
Über mich

Regen und starke Winde begleiteten uns in den Ostfjorden.

Ab und zu erlaubte uns das Wetter, einen Ausflug zu unternehmen. Wir besuchten den Gletschersee des Hoffellsjökull. Vor einem Jahr mussten wir auf halbem Weg dorthin umkehren. Das Befahren des Pfades mit dem Motorrad wurde für mich zu anspruchsvoll. Nun aber konnten wir mit unserem Troopy ohne Probleme dorthin gelangen. Einziger Wehrmutstropfen, dieses Mal war der Wettergott nicht auf unserer Seite. Ohne Sonnenschein wirkt auch der prachtvollste Gletscher nicht mehr so imposant. Schön war es trotzdem.

Für einen leidenschaftlichen Fotografen gibt es kein schlechtes Wetter

Nachdem wir die Sturmtage in den Ostfjorden ausgesessen hatten, machten wir uns langsam auf den Weg Richtung Süden. Bei einem Abstecher an die Küste wurden wir sehr energisch von einer Frau gestoppt – sie stellte sich uns demonstrativ in den Weg. Es stellte sich heraus, dass sie und ihr Mann ihr Mietauto in den Sand gesetzt hatten. Das kanadische Ehepaar wusste nicht, was es machen sollten. Sie baten uns, ihr Mietauto aus dem Sand zu ziehen. Mein weltbester Ehemann übernahm souverän die Regie.

Er suchte die Abschleppöse im Mietauto, befestigte sie am vorgesehenen Ort und zog den Wagen mit Hilfe von Troopy’s Seilwinde problemlos aus dem Sand. Das Paar war so etwas von erleichtert, man hörte fast schon, wie ihnen der Stein vom Herzen fiel. Fazit: Unser kürzlich besuchter Bergungskurs hatte sich bereits gelohnt. Wenn auch nicht unbedingt für uns, aber die gute Tat des Tages oder sogar der Woche war getan.

Unsere Reise ging weiter und diesmal spielte auch das Wetter mit. Zuerst besuchten wir die wunderbare Gletscherlagune des Heinabergsjökull. Ein ruppiger Weg führte dorthin. Bereits des Öfteren - besonders auf diesem Weg - musste ich mir auf die Schultern klopfen und «Bravo Jacqueline, gut gemacht»-sagen. Dass ich letztes Jahr diese ruppigen Wege mit dem Motorrad bewältigen konnte, grenzte nun für mich fast an ein Wunder. Wäre ich zuerst mit unserem Troopy in Island gewesen, dann hätte ich gesagt, diese teils sehr heftigen Gravel-Roads schaffst du nie und nimmer mit dem Motorrad.

Weiter ging es zum Gletschersee Jökulsárlón mit seinen zum Meer hinaustreibenden Eisschollen. Das Wetter war dieses Mal grandios und wir genossen die bezaubernde Stimmung.

Die nächste Station war Skaftafell. Wir nahmen uns Zeit für den Vatnajökull National Park, der mit verträumten Flussläufen, dessen Wasserkaskaden, gesäumt von lieblichen kleinen Wäldern, aufwartete. Nicht zu vergessen, sein prachtvoller, zwanzig Meter hoher Wasserfall, Svartifoss, der in schwarzen Basaltsäulen eingebettet ist.

Weiter ging es nach Kirkjubæjarklaustur. Diesen Ort kannten wir bereits von unserer letzten Islandreise und wir fühlten uns fast schon wie zu Hause. Bei schönem Wetter unternahmen wir kleinere Wanderungen, genossen die herrliche Weitsicht, die liebliche Heidelandschaft, den blauen Bergsee und die weidenden Schafe. Auf unseren Erkundungstouren wurden wir auch ab und zu vertrieben. Nein, nein, nicht von Isländern, sondern von den Seeschwalben, die richtig richtig aggressiv ihre Bodennester mit den Jungvögeln verteidigten. Seither sind wir überzeugt, dass sich Alfred Hitchcock bei der Inszenierung seines Filmes «Die Vögel» von diesen Artgenossen inspirieren liess.

An den garstigen Tagen entspannten wir uns im Sundlaug von Kirkjubæjarklaustur. Annähernd jede grössere Gemeinde in Island hat ein Sundlaug, einer Badi. Die Badekultur ist ein wesentlicher Bestandteil der isländischen Kultur. Das Schwimmbad ist ein wichtiger sozialer Treffpunkt. In den warmen und teils schon heissen «Hot Pots» sitzen ganze Familien stundenlang. Die Erwachsenen am Plaudern, die Kinder am Plantschen. Auch wir haben diese angenehme Seite der isländischen Kultur für uns entdeckt, seither ist kein Sundlaug mehr sicher vor uns. Leider sind wir der isländischen Sprache nicht mächtig, um an den angeregten Diskussionen teilzunehmen. Jedes Mal beginnen die Isländer mit uns zu sprechen und sind jeweils sehr erstaunt, dass wir nicht Isländer sind. Na ja, bei Marcel ist es selbsterklärend, er sieht fast schon isländischer aus als jeder Isländer. Aber bei mir? Eine Frau sagte mir, sie dachte, ich sei Isländerin. Ich kann es ihr nicht verleugnen. Seit meinem letzten Coiffeurbesuch in Höfn sehe ich wieder wie ein kurzgeschorenes isländisches Schaf aus. Aber dafür ist meine Frisur nun sturmsicher.

Da wieder eine Schlechtwetterperiode angesagt war, entschieden wir uns, ohne Zwischenstopps direkt nach Reykjavik zu fahren. Dort werden wir versuchen, endlich unser Stromproblem zu lösen. Ich hoffe, im nächsten Reisebericht positiv darüber schreiben zu können.

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