Wieder in den Süden

Entlang der algerischen Grenze ging es wieder in den Süden. Das Ziel war die Wüste Erg Chebbi.

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Jacqueline
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Unser nächstes Ziel lag wiederum im Süden. Es zog uns noch einmal in die Wüste – genauer in die bekanntere und touristischere Wüste Erg Chebbi. Wir verliessen die blühende marokkanische Mittelmeerküste und fuhren entlang der algerischen Grenze in den Süden. Die Landschaft wurde sehr schnell wieder karger, steiniger und auch sandiger, was beim stetig zunehmenden Wind zu mystischen Sandverwehungen führte.

Kurz vor dem Eindunkeln wurden wir vor der Stadt Tendrara zum ersten Mal von einer Polizeikontrolle angehalten. Die äusserst freundlichen Polizeibeamten erkundigten sich bei uns, wohin wir unterwegs seien. Wir antworteten, dass wir auf dem Weg in den Süden seien und uns bald ein Plätzchen zum Übernachten suchen würden. Der sympathische Polizeibeamte sagte uns, dass er es begrüssen würde, wenn wir stattdessen in die Stadt hineinfahren und unser Nachtlager vor dem Polizeirevier aufschlagen würden. Gesagt, getan, wir übernachteten wohlbehütet vor dem Polizeiposten von Tendrara. Uns wurde von Marokkanern gesagt, dass es der marokkanischen Regierung sehr wichtig sei, dass sich die Touristen in Marokko absolut sicher und wohlfühlen. Der Tourismus sei eine der wichtigsten Einnahmequellen Marokkos und jede negative Schlagzeile in der Presse hätte grosse Auswirkungen auf die marokkanische Wirtschaft. Dies sei einer der Hauptgründe für die grosse Polizeipräsenz in Marokko.

Sicherster Übernachtungsplatz in Marokko, direkt vor der Gendarmerie

Am nächsten Tag: Kein Wind und keine Wolken mehr, einfach nur herrlichstes Wetter. Wir entschlossen uns, die Hauptroute zu verlassen und uns über Pisten durch eine Hochebene dem Süden zu nähern. So kamen wir in kaum besiedeltes Gebiet und fuhren entlang von Steinwüsten Richtung Westen. Inmitten der meist topfebenen Steinwüste fanden wir zwischen kleinen Hügeln ein Plätzchen, wo wir absolut geschützt waren. In dieser Einsamkeit verbrachten wir herrliche Tage und genossen endlich wieder einmal die absolute Stille in vollen Zügen.

Uromastyx - Dornschwanzagame
Einsamer Platz
Warten aufs Essen
Der Koch
Abendstimmungen
Frühstück bei Sonnenschein

Weiter ging es Richtung Süden. Unseren nächsten Stopp hatten wir in der Kleinstadt Boudnib geplant, welche am Fusse des Atlas Gebirges liegt. Auf dem Weg dorthin passierten wir ab und zu kleine Dörfer. Ich musste jedes Mal schmunzeln, wenn wir dabei die marokkanischen Friedhöfe sahen. Warum? Weil mir meine Schwester – eine erfahrene VW-Büsli-Reisende – einmal den Tipp gegeben hatte, dass man bei Friedhöfen oft geeignete Übernachtungsplätze finden würde. Ihre dazu gelieferte Begründung: Auf einem Friedhof-Parkplatz hat es in der Regel nachts genug Platz, es ist ruhig, meistens hat es sogar eine Toilette und eigentlich immer auch fliessendes Wasser. Das mag ja wohl für Europa zutreffen, liebste Schwester, aber hier in Marokko? 🤔🤣.

Friedhof in Marokko
Stausee des Oued Guir

In Boudnib logierten wir auf dem Campingplatz Rekkam Boudnib, wo wir uns sehr wohl fühlten. Die Stadt Boudnib liegt in fussläufiger Distanz und bot alles, was wir für unseren täglichen Bedarf brauchten. Die Betreiberfamilie war unbeschreiblich herzlich und zudem wurden wir sofort von zwei Haustieren – einem Hund und einer Katze – adoptiert. Wie gesagt, die Tiere hatten uns adoptiert, denn schon bald gaben sie uns den Rhythmus vor. Am Morgen wurden wir sehr bestimmt von der Katze geweckt, indem sie vor unser «Schlafzimmerfenster» kam und solange miaute, bis wir aufstanden und sie als erstes fütterten. Auch annektierte sie innert kürzester Zeit den bescheidenen Innenraum unseres Troopys. Da half weder ein dauerndes Verscheuchen, kein unermüdliches Rausstellen, noch eine spritzende Wasserflasche. Irgendwann gab es eine Kapitulation, und zwar von meiner Seite. Meine Freude an der «süssen» Katze nahm etwas ab, aber bei Marcel stand sie sehr hoch im Kurs. Mein «Tierherz» verlor ich an die bescheidene, gutmütige und liebevolle Wesensart des Hundes. Ich kann euch sagen, einmal mehr hatte ich mehrere Tage Herzschmerzen, als wir die zwei zurücklassen mussten.

Campingplatz Rekkam Boudnib
Unsere temporären Haustiere ...
... auch ein Esel gehörte dazu.
Wake-up-Call in the morning
Annektieren unseres bescheidenen Wohnraums
Frischer Salat
Herrliches Couscous
Mein Liebling
Marcel's Liebling
En vogue - man trägt Katze
Die Pflicht ruft, ab und zu 🙄
Nach getaner Arbeit
Herrliche Abendstimmung

Auf Empfehlung des Campingplatzbesitzers François machten wir einen Ausflug in den Atlas, wo wir ein ehemaliges Minenbergwerk besuchten. Die Rundfahrt war sehr abenteuerlich, denn die Pisten waren anspruchsvoll und für unseren schweren Troopy manchmal auch grenzwertig. Aber wir wurden mit einer atemberaubenden Kulisse und grandiosen Aussichten belohnt. Ein Ausflug, den wir nie vergessen werden. Uns gefiel es so gut auf dem Campingplatz Rekkam Boudnib, dass wir sage und schreibe zwei Wochen blieben und die Ruhe sowie auch das Kommen und Gehen der anderen Marokkoreisenden genossen.

Vorbereitung für den Ausflug

Luft raus und los geht es ...
... hinein in den Atlas
Wildlebende Esel
Blick in den Süden Richtung Wüste Erg Chebbi
Ehemalige Bergwerkstollen
Wieder am Stausee des Oued Guir in herrlicher Abendstimmung

Die Wüste rief uns wieder. Die Wettervorhersagen waren gut, lediglich etwas Wind war angesagt, aber diesmal kein Regen. Einsame Stein- und Sandpisten führten uns direkt von Boudnib nach Erfoud. Auf der ganzen Strecke sahen wir weit und breit kein Auto, erst kurz vor Erfoud nahm das Treiben etwas zu. Hätten wir nicht die Autospuren von anderen Fahrzeugen gesehen, wäre es schon etwas unheimlich gewesen. Vor allem, als wir noch auf einen Tierkadaver trafen, der langsam vor sich hin verweste. Wir haben das Foto mit dem traurigen Kerlchen an all unsere Lieben zu Hause in der Schweiz geschickt. Mit dem Untertitel: Leider hatte es dieses arme Dromedar nicht geschafft. Ja und da ist sie wieder, meine liebste und zudem noch so kluge Schwester. Wir wurden von ihr belehrt, dass dies definitiv kein Dromedar war, eher ein Esel, Maulesel oder Maultier. Das sehe man ja an den Hufen, ein Dromedar sei ein Zweihufer. Und dieser arme Kerl, der da so traurig am Boden lag, sei ein Einhufer. Unsere Lehre, die wir daraus zogen: Recherchiere zuerst, bevor du etwas schreibst. Es gibt sehr genaue Beobachter am anderen Ende des Äthers. Nicht wahr, liebstes Schwesterchen 😬.

Auf dem Weg nach Erfoud
Wasserstelle inmitten der Wüste
R.I.P.
Zwischenstärkung in Erfoud

Wir hatten den Plan von Erfoud nach Merzouga zu fahren, indem wir die Ostroute der Erg Chebbi in den Süden nahmen. Während den ersten Kilometern in der Erg Chebbi wurden wir von einem blitzschnellen, bunt beschrifteten und hupenden Renault 4 überholt. Darin sassen zwei uniformierte Männer, die uns freudig zugewinkt hatten. Eine halbe Stunde später, sahen wir dasselbe Auto und dieselben uniformierten Männer am Rande der Sandpiste stehend, mit gelben Bändern in den Händen. Wir dachten, die zwei marokkanischen Beamten hätten die Absicht, die Piste abzusperren. Wir fuhren langsam und winkend an ihnen vorbei. Allerdings sagte uns unser Bauchgefühlt sehr schnell, dass da etwas nicht stimmte. Wir hielten an und es stellte sich heraus, dass es keine marokkanischen Beamten waren, sondern zwei absolut lustige Spanier, die an einer Rallye teilnahmen und im Sand stecken geblieben waren.  Sie hatten auf uns mit ihren gelben Abschleppbänder gewartet, damit wir sie aus dem Sand ziehen würden. Gesagt, getan! Absolut kein Problem für unseren Troopy und Marcel, der ihnen obendrein noch einen Gratisunterricht im angemessenen Reifendruck für Sandpisten gab.  

Wir suchten uns erneut einen herrlichen Rastplatz inmitten der Sanddünen, wo wir wiederum das absolute Wüstenfeeling genossen.

Erg Chebbi
Gemütliches Abendessen

Nach diesem herrlichen Wüstenaufenthalt fuhren wir weiter nach Merzouga, wo der Massentourismus angekommen war. Von lauten und rasenden Buggys, Motorrädern und 4x4-Fahrzeugen, die die Touristen über die Sandpisten in die Wüstenzeltstädte beförderten, wurden wir empfange. Dieses Treiben war für uns ein Kulturschock. Aber für all die unzähligen Marokkoreisenden ein absolutes Highlight! Was wir selbstverständlich nachvollziehen können, hatte die Wüste ja auch uns in ihren Bann gezogen.

Wüstenhyazinthen
Abendstimmung in Merzouga
Restaurant
Pommes-frites mit Zitronenzesten, richtig erfrischend!

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