Stürmischer Herbst

Die letzten Wochen auf Island waren von "Aufs und Abs" geprägt.

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Jacqueline
Über mich

Babsi und Uli erreichten ohne weitere Probleme die Mercedes-Werkstadt in Reykjavik. Man staune, das Rescue-Tape hatte dichtgehalten. Glücklicherweise konnten die Mechaniker den Schaden mit hämmern, klopfen und «sonstigem flicken» innert kürzester Zeit beheben. Ein paar Tage später holten uns unsere Freunde auf dem Campingplatz ab. Gemeinsam besichtigten wir entlang der Südküste die eine und auch andere Attraktion. Einzig das Wetter und ein körperliches Unwohlsein meinerseits trübten diese Tage. So näherten wir uns dem Süd-Osten, dort wo die wunderbaren Gletscherlagunen sind. Der Wettergott war wieder einmal auf unserer Seite und wir liessen es uns nicht nehmen, erneut die Gletscherlagune Jökulsárlón und den schwarzen Strand mit den herangespülten Eisblöcken (Diamantenstrand resp. Diamond Beach) zu besuchen.

Diamond Beach
Jökulsárlón
Fischerschiff im Hafen von Höfn

An diesen Naturschönheiten kann man sich nie genug sattsehen. Diesen herrlichen Tag krönten wir am Abend mit einer feinen Pizza in Höfn. Am nächsten Tag strahlte die Sonne, perfektes Wetter für das Besuchen weiterer abgelegener Gletscherlagunen. Kaum an der Hoffellsjökull-Gletscherlagune angekommen, fingen unsere Handys an zu vibrieren.

Hoffellsjökull-Gletscherlagune

Es kam eine Schlechtwettermeldung nach der anderen rein. Die Rede war von Sturm, Böen in Orkanstärke, betroffenes Gebiet: ganz Island, besonders stark betroffen, der Süd-Osten und Osten.

Sturmtief über Island

Kaum zu glauben, denn die Sonne schien, wie sie selten zuvor schien. Für uns und unseren Troopy waren dies keine guten Nachrichten, was tun? Wir besprachen die Situation und uns wurde schnell klar, dass wir bei so starken Winden nicht in unserem Troopy mit seinem Aufstelldach schlafen konnten. Wir teilten Babsi und Uli schweren Herzens mit, dass wir Schutz in einem Hotel suchen mussten. Babsi und Uli entschieden für sich, dass sie Schutz auf einem Campingplatz, den sie bereits kannten, suchen werden. Dieser Campingplatz befindet sich bereits im Einzugsgebiet von Seyðisfjörður, von wo ihre Fähre ein paar Tage später zurück nach Dänemark gehen würde. Wieder einmal mehr mussten wir unerwartet und schnell Abschied von unseren Freunden nehmen. Auf dem Weg zu unserem Schutzhotel machten wir einen Abstecher an die Gletscherlagune des Heinabergsjökull, machten ein Fotoshooting mit Troopy und wärmten uns noch in den letzten Sonnenstrahlen.

Wir genossen das Hotel, es bot uns Schutz und ganz wichtig, eine sehr gute Küche.

Wir blieben mehrere Tage dort, es war herrlich, es hatte sehr wenig Gäste. Dies war nicht erstaunlich, wurden wegen des Sturmes – wir merkten nicht viel davon, denn das Hotel befand sich in einer geschützten Lage – sämtliche Strassen, inklusive der Ringstrasse, für mehrere Tage komplett gesperrt.

Der Sturm richtete erhebliche Schäden im Norden, Osten und Süden Islands an. Winde in Orkanstärke tobten über die Insel, Gebäude wurden beschädigt, Städte überflutet, Fahrzeuge von fliegenden Steinen beschädigt. Später sahen wir des Öfteren Autos ohne Scheiben, die provisorisch mit Kartons und Klebebändern geflickt wurden.

Da auch wir wussten, dass unsere Fähre zurück aufs Festland in etwas mehr als einer Woche ging, fuhren wir langsam, aber sicher in die Region von Seyðisfjörður. Auf dem Weg dorthin statteten wir der Halbinsel Stokksness, von der wir beim letzten Besuch regenbedingt nichts sahen, einen Besuch ab. Dieser Abstecher hatte sich richtig gelohnt. Die Kulisse, die sich uns bot, kann man nicht beschreiben. Da sagen Bilder mehr als Worte.  

Stokksness

Die letzten Tage in Island verbrachten wir auf dem idyllischen Hengifoss Campingplatz. Die meiste Zeit waren wir allein, die Hauptreisezeit war vorbei.

Breidðalsheiði

Ab und zu machten wir einen Ausflug, wie zum Beispiel ins Hochland in die Nähe des ganzjährig schneebedeckten Vulkans Snæfell und des Kárahnjúkar-Kraftwerks.

Snæfell
Kárahnjúkar-Kraftwerk

Der Tag, Abschied von Island zu nehmen, war gekommen.

Wir fuhren über die Hochebene Fjarðarheiði nach Seyðisfjörður. Der Wind frischte erneut auf. In Seyðisfjörður erreichte der Fallwind wiederum Orkanstärke. Schon von weitem sahen wir, dass unsere Fähre, die Norröna nicht im Hafen lag. Dies erstaunte uns sehr. Später entdeckten wir die Norröna draussen im Fjord. Dort lag sie vor Anker und war am Schwojen (drehen im Wind).

Wir erfuhren später, dass die Fähre bereits im Hafen anlag. Der Käpten befürchtete wegen des starken Windes, dass die Halteseile reissen könnten. Deshalb entschied er blitzartig, die Fähre in die Sicherheit des offenen Fjordes zu bringen. Die Hälfte der Besatzung wurde von diesem Sicherheitsentscheid des Käptens überrascht und blieb an Land zurück. Wann das Schiff wieder in den Hafen zurückkehren würde, war nicht absehbar. Die Winde nahmen zu. So warteten wir Stunden. Anstatt um 20.00, Uhr liefen wir um ca. 01.30 Uhr des nächsten Tages aus. Es war eine stürmische Überfahrt. Wir verbrachten die drei Tage unter Deck, liegend in unserer Kabine. Nur so konnten wir die unruhige See halbwegs heil überstehen.

Endlich Ankunft in Dänemark, endlich wieder Land unter den Füssen. Ich war sehr froh, denn ich hatte für längere Zeit genug von Fähren und Hochseefahrten. Wir hatten zwei Wochen für die Rückreise in die Schweiz eingerechnet. Langsame und gemütliche Fahrt Richtung Süden. Denkste! Kaum waren wir in Dänemark angekommen ging es mir körperlich schlecht. Ich dachte, dass ich mich beim Warten für das Boarden auf die Fähre erkältet hatte. Als es dann am nächsten Tag Marcel viel schlechter als mir ging, testeten wir uns. Wir hatten uns mit dem Sars Virus angesteckt. Wir suchten uns ein Appartement, wo wir uns in Ruhe auskurieren konnten.

🤒🥵😷😭

So verging mehr als eine Woche, bis wir uns wieder fit genug fühlten, unsere Fahrt in die Schweiz fortzusetzen. Nach vier Tagesetappen erreichten wir die Schweiz.

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